Ovid, Buch I: Metamorphosen 127-150 (Deutsche Übersetzung) – Die vier Zeitalter: Das eiserne Zeitalter
Lateinischer Text | Übersetzung |
(127) de duro est ultima ferro. protinus inrupit venae peioris in aevum in quorum subiere locum fraudesque dolusque | Das letzte (Geschlecht) ist von hartem Eisen. Sofort brach Frevel aller Art in das Zeitalter des schlechteren Metalls (das Eiserne Zeitalter) ein, wichen Respekt, Wahrhaftigkeit und Treue. An ihre Stelle schlichen sich Betrug, Täuschung und Hinterlist, Gewalt und verbrecherische Habgier ein. |
(132) vela dabant ventis nec adhuc bene noverat illos navita, quaeque prius steterant in montibus altis, fluctibus ignotis insultavere carinae, communemque prius ceu lumina solis et auras | Der Seemann überließ die Segel den Winden, welche er bis dahin noch kaum kennengelernt hatte; (Holz,) was lange auf hohen Bergen gestanden hatte, tanzte nun in Form von Schiffen übermütig auf den unbekannten Fluten. Der Landvermesser markierte sorgfältig den Boden, der zuvor Gemeingut wie das Licht der Sonne und die Lüfte gewesen war, mit einem langen Grenzstreifen. |
(137) nec tantum segetes alimentaque debita dives poscebatur humus, sed itum est in viscera terrae, quasque recondiderat Stygiisque admoverat umbris (140) effodiuntur opes, inritamenta malorum. (145) non socer a genero, fratrum quoque gratia rara est; | Nicht nur Getreide und schuldige Nahrung forderte man vom fruchtbaren Boden, sondern man drang in das Innere der Erde ein, schaffte herbei, was in den Schatten der Unterwelt verborgen war, grub Schätze aus, die zu Auslösern für das Böse wurden. Bald hatte sich das verderbliche Eisen gezeigt, bald Gold, verderblicher als Eisen: Krieg entstand, der mit beidem kämpft und klirrende Waffen mit blutiger Hand schüttelt. Man lebt von Raub; der Gast ist nicht vor dem Gastfreund sicher, der Schwiegervater nicht vor dem Schwiegersohn, auch unter Brüdern gibt es selten Freundschaft. |
(146) inminet exitio vir coniugis, illa mariti, lurida terribiles miscent aconita novercae, filius ante diem patrios inquirit in annos: | Der Mann lauert auf den Tod seiner Frau, diese auf den Tod des Ehemanns; Stiefmütter bereiten leichenblass machenden Eisenhut (als Gifttrank) zu; der Sohn forscht vor der Zeit nach dem Todestag des Vaters. |
(149) victa iacet pietas, et virgo caede madentis ultima caelestum terras Astraea reliquit. | Besiegt liegt die Frömmigkeit am Boden und die Jungfrau Asträa verlässt als letzte der Himmlischen die vom Blut triefende Erde. |
Kapitelübersicht
- Metamorphosen
- Ovid: Metamorphosen 1-4
- Ovid: Metamorphosen 5-20
- Ovid: Metamorphosen 21-42
- Ovid: Metamorphosen 43-68
- Ovid: Metamorphosen 69-88
- Ovid: Metamorphosen 89-112
- Ovid: Metamorphosen 113-124
- Ovid: Metamorphosen 125-126
- Ovid: Metamorphosen 127-150
- Ovid: Metamorphosen 151-162
- Ovid: Metamorphosen 163-208
- Ovid: Metamorphosen 209-239
- Ovid: Metamorphosen 240-252
- Ovid: Metamorphosen 253-312
- Ovid: Metamorphosen 313-415
- Ovid: Metamorphosen 416-433
- Ovid: Metamorphosen 434-451
- Ovid: Metamorphosen 452-567
- Ovid: Metamorphosen 568-688
- Ovid: Metamorphosen 689-712
- Ovid: Metamorphosen 713-750
- Ovid: Metamorphosen 750-779