Ovid, Buch I: Metamorphosen 89-112 (Deutsche Übersetzung) – Die vier Zeitalter: Das goldene Zeitalter
Lateinischer Text | Übersetzung |
(89) Aurea prima sata est aetas, quae vindice nullo, sponte sua, sine lege fidem rectumque colebat. | Als erstes entstand das Goldene Zeitalter, welches ohne einen Strafvollstrecker, freiwillig und ohne ein Gesetz immer die Aufrichtigkeit und das rechte Tun hochhielt. Strafe und Furcht gab es nicht, auch las man keine drohenden Worte, in Erz geschrieben; |
(94) nondum caesa suis, peregrinum ut viseret orbem, montibus in liquidas pinus descenderat undas, mollia securae peragebant otia gentes. | Noch war keine Fichte geschlagen worden und als Schiff von den Bergen zu den Wasserwogen vorgedrungen, um fremdes Land zu sehen, und die Sterblichen kannten keine Küsten außer ihrer eigenen. Noch umringten keine abschüssigen Gräben die Städte, keine Kriegstrompete gab es aus geradegezogenem, keine Hörner aus gebogenem Erz, keine Spur von einem Helm oder Schwert war da: Ohne dass ein Soldat benötigt wurde, lebten sorglose Völker in tiefem Frieden. |
(101) ipsa quoque inmunis rastroque intacta nec ullis saucia vomeribus per se dabat omnia tellus, contentique cibis nullo cogente creatis arbuteos fetus montanaque fraga legebant cornaque et in duris haerentia mora rubetis | Auch die Erde selbst gab alles von sich aus ohne Zwang, von keiner Hacke berührt noch aufgerissen von irgendwelchen Pflugscharen. Zufrieden mit Speise, die ohne Zwang hervorgebracht wurde, sammelte man die Früchte des Erdbeerbaums und die Walderdbeeren, die Kornelkirschen und Brombeeren, die in dornigen Sträuchern hängen, auch Eicheln, die vom Baum Jupiters, der allen zugänglich war, herabgefallen waren. |
(107) ver erat aeternum, placidique tepentibus auris mulcebant zephyri natos sine semine flores; mox etiam fruges tellus inarata ferebat, nec renovatus ager gravidis canebat aristis; | Ewiger Frühling herrschte und sanfte Zephyre (Westwinde) liebkosten mit milden Lüften die Blumen, die ohne Samen erschaffen worden waren; bald trug auch der ungepflügte Boden Früchte, der nicht gepflügte Acker war weiß von vollen Ähren; bald strömten Flüsse von Milch, bald von Nektar, und von der grünenden Steineiche troff goldgelber Honig. |
Kapitelübersicht
- Ovid: Metamorphosen 750-779
- Ovid: Metamorphosen 713-750
- Ovid: Metamorphosen 689-712
- Ovid: Metamorphosen 568-688
- Ovid: Metamorphosen 452-567
- Ovid: Metamorphosen 434-451
- Ovid: Metamorphosen 416-433
- Ovid: Metamorphosen 313-415
- Ovid: Metamorphosen 253-312
- Ovid: Metamorphosen 240-252
- Ovid: Metamorphosen 209-239
- Ovid: Metamorphosen 163-208
- Ovid: Metamorphosen 151-162
- Ovid: Metamorphosen 127-150
- Ovid: Metamorphosen 125-126
- Ovid: Metamorphosen 113-124
- Ovid: Metamorphosen 43-68
- Ovid: Metamorphosen 21-42
- Ovid: Metamorphosen 5-20
- Metamorphosen
- Ovid: Metamorphosen 1-4
- Ovid: Metamorphosen 69-88
- Ovid: Metamorphosen 89-112